Autorin Julie Leuze im Gespräch mit Katrin Bongard
Das Interview mit Julie Leuze erschien am 17. Okatober 2014 auf dem Red Bug Culture Blog.
Als ich „Der Geschmack von Sommerregen“ von Julie Leuze gelesen habe, war ich von zwei Dingen beeindruckt: Zum einen von der starken Emotionalität, die nie ins Kitschige abglitt, zum anderen vom Thema Hochsensibilität. Ich musste sofort recherchieren und fand schnell heraus: Julie ist selber hochsensibel und sofort war klar, warum sie das Thema so nun – sensibel – vermitteln kann. Sehr verdient hat sie mit dem Sommerregen dieses Jahr den DeLiA gewonnen, mit dem jedes Jahr ein Liebesroman ausgezeichnet wird. Ihr Fragen zu stellen, war für mich sehr leicht, da gibt es einfach zu viele interessante Themen, auch wenn ich wieder mit meinen Lieblingsfragen angefangen habe:
K: Manchmal sind einem die eigene Buchcharaktere näher als reale Menschen. Welcher deiner Buchcharaktere kann dich nachts um 2 Uhr anrufen und um deine Hilfe bitten?
J: Wenn es wirklich wichtig ist: alle. (Na ja, zumindest die Protagonisten.)
K: Und mit wem deiner Protagonisten würdest du einen Abenteuerurlaub unternehmen? Kurz: wem vertraust du, wer wäre derjenige, den du am liebsten mitnehmen würdest?
J: Sarah aus „Selig am See“, weil sie so fürsorglich ist – ich bin sicher, Sarah würde sogar im Urwald irgendwo Croissants und Kaffee auftreiben, damit ich vor meinen Abenteuertouren ordentlich frühstücken kann.
K: Tja, nun die unausweichliche Frage: Wenn du eine/n zum Leben erwecken könnest – Wer wäre das?
J: Immer meine aktuellen Protagonisten, denn die stehen mir am nächsten. Wenn ich einen Roman beendet habe, leide ich erst mal heftig unter Trennungsschmerz – und dann verliebe ich mich in meine Neuen. (Da bin ich, fällt mir gerade auf, tatsächlich ziemlich untreu.)
Hochsensibilität
K: Dein Buch „Der Geschmack von Sommerregen“ hat in diesem Jahr den DeLiA Literaturpreis gewonnen, Glückwunsch! Was mir besonders an der Geschichte gefallen hat, war, dass du ein für dich sehr persönliches Thema, nämlich Hochsensibilität, angesprochen hast. War es schwerer oder leichter für dich ein so persönliches Buch zu schreiben?
J: Es war überraschend leicht! An manchen Tagen hatte ich das irre Gefühl, dieses Buch schreibt sich wie von selbst. Totaler Flow. Als persönlich empfinde ich allerdings alle meine Bücher, zumindest die ernsthafteren. Schließlich wähle ich nur Themen aus, die mich wirklich interessieren und mit denen ich mich schreibend auseinandersetzen möchte.
K: Du hast auch einen Ratgeber zum Thema Hochsensibilität geschrieben. Was bedeutet es eigentlich, hochsensibel zu sein?
J: Die trockene Definition: Hochsensibilität bedeutet ein intensiveres Wahrnehmen und tieferes Verarbeiten von Eindrücken und Sinnesreizen, was mit einer Neigung zur Überstimulation einhergehen kann. Viele Hochsensible haben denn auch Probleme, sich genügend abzugrenzen, oder sie schämen sich für ihre Veranlagung. Sollten sie aber nicht! Ich finde es toll, hochsensibel zu sein und derart intensiv zu fühlen, und in manchen Bereichen halte ich es sogar für einen Vorteil, zum Beispiel, wenn man einen kreativen Beruf hat. Man muss halt seine Grenzen kennen und respektieren. Aber hey, muss das nicht sowieso jeder Mensch lernen?!
Schreiben für Jugendliche und Erwachsene
K: Du schreibst nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene. Mir fällt auf, dass es in „Der Ruf des Kookaburra“ und in „Der Duft von Hibiskus“ viel um Landschaften und Pflanzen geht. Wie wichtig ist dir Natur, kannst du dich dort auftanken, brauchst du sie?
J: Absolut! Ich liebe meinen Garten und in den Ferien fahren wir immer irgendwohin, wo es viel wilde Natur gibt. Komischerweise hätte ich aber keine Lust, auf dem Land zu leben. Eine nicht allzu große Stadt ist für mich perfekt.
K: Im „Geschmack von Sommerregen“ sprichst du das Thema Synästhesie an. Sophie sieht die Welt in Farben. Ich bin Malerin, Farben sind mir unheimlich wichtig, sogar die Wände in den meisten Räumen unserer Wohnung sind farbig und auch meine Bücher haben für mich Farbtöne. Welche Farbe hat für dich „Der Geschmack von Sommerregen“? Und dein neustes Buch „Sternschnuppenträume“? Gehören die Bücher in die gleiche Farbskala?
J: Nein, die beiden Bücher haben definitiv unterschiedliche Farben. „Der Geschmack von Sommerregen“ ist bunt, strahlend, üppig, hell, wie ein Bauerngarten im Juni. Die „Sternschnuppenträume“ sind gedeckter, melancholischer, ruhiger. In Farben vielleicht: Silbern, Nordseegrau, Blau und dazwischen immer wieder ein heftig aufflammendes Rot.
K: Ich weiß, dass du gerade ein Manuskript fertig geschrieben hast. Natürlich bin ich neugierig. Kannst du ein wenig verraten, was man als nächstes von dir lesen kann? Wann kommt das Buch heraus?
J: Das nächste Buch wird wieder ein historischer Roman, der im Sommer 2015 bei Goldmann herauskommen wird. Den Titel darf ich leider noch nicht verraten, obwohl er schon steht. Aber so viel sage ich doch: Das Buch wird im England des Jahres 1913 spielen, und die Protagonisten werden wesentlich mehr erleben als gepflegte Teestunden. 😉
K: Danke Julie, für die interessanten Antworten.
Julie Leuzes bei Wikipedia, ihre Agentur, Ihre Website.
Das Interview ist im Rahmen der Red Bug Charity-Aktion geführt worden. Mehr dazu.
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