Making Of – Flying Moon

Fragen an die Autorin Katrin Bongard zum Making Of -Flying Moon

Wie bist du auf das Thema gekommen?

Flying Moon ist ein Buch, was ich wirklich lange mit mir herumgetragen habe. Gleich nachdem ich den letzten Band der Radio Gaga Trilogie beendet habe,  hatte ich ein Gespräch mit einer Lektorin, die von Beltz zu einem anderen Verlag gewechselt ist. Sie hat mich gefragt, ob ich nicht eine Geschichte zum Thema Film machen möchte. Ich selber hatte nie daran gedacht, aber da ich schon so lange im Filmgeschäft arbeite, lag es offenbar nah. Alles war gut, aber dann gab es schon eine andere Lektorin im diesem Verlag, die auch gerade ein Buch über Film angeschoben hatte und so wurde das Projekt erst einmal zurückgestellt. Weil ich nicht warten wollte, habe ich es dann allein gemacht, zumal es von Anfang an Unstimmigkeiten gab.

Kannst du das genauer erklären?

Die Lektorin hatte diese Klichées im Kopf oder wollte zumindest, dass ich sie bediene. Natürlich im Interesse der Leser. Also Eifersucht, Neid, Zickenkrieg am Set. Das alles habe ich aber am Set nie erlebt. Ich wollte etwas Realistischeres, ohne eine Art Doku zu machen. Gleichzeitig war mir klar, dass es langweilig werden würde, wenn ich zu viele Fakts erzähle und versuche, alles so genau wie möglich zu berichten. Es sollte ja eine gute Geschichte werden und Film nur als Hintergrundthema dienen.

War dir von Anfang an klar, dass du eine Liebesgeschichte erzählen willst? Du hast ja zum ersten Mal aus der ICH-Perspektive eines Mädchens erzählt?

Ja, schon. Allerdings haben die Figuren mich wirklich ganz gefordert. Lion wurde sehr stark, seine Geschichte drängte sich zu sehr in den Vordergrund, aber es sollte Moons Geschichte werden. Ich fand lange keine Stimme für Moon. Sie war verschlossen, was sich jetzt schon wieder so mystisch anhört, aber die Figur war einfach nicht offen mit mir. Und dann war da dieser Lasse, der eigentlich nur einen kurzen Auftritt im Buch haben sollte und, na ja, einfach sehr sensibel und sexy war, eine großartige Figur, dem musste ich mehr Raum geben.

Aber die Handlung war klar?

Meistens weiß ich, wie ein Buch endet. Es heißt ja, es gibt zwei Arten von Autoren, die einen plotten, machen sich eine Storyline, die anderen schreiben einfach so drauflos und überlassen sich dem Schreibprozess. Das sind natürlich Extreme. Ich weiß eigentlich, was passiert, ordne mir das auch stark. Also, das Ende – ich will hier nichts verraten -, aber wenn man über Film schreibt, will man irgendwann die Premiere und den roten Teppich sehen. Ich wollte das erst nicht, weil ich dann am Ende die Handlung komprimiert und schnell erzählen musste, aber sonst hätte etwas gefehlt. ICH wollte mit meinen Figuren über den roten Teppich gehen.

Und der Anfang? Sollt es immer diese Rückblende geben?

Nein. Aber ich musste Lasse schnell einführen, ich wollte, dass man ihn sofort kennenlernt. Den Anfang habe ich bestimmt hundertmal umgeschrieben, bis ich mich für die Rückblende entschieden habe.

Und der Titel?

Er ist nicht nur romantisch verklärt und hat Bezug zur Hauptfigur, sondern hat vor allem etwas mit Film zu tun. Für mich beschreibt er die beiden Seiten des Filmgeschäftes perfekt: Illusion und Pragmatismus.

Warum hast du das Buch jetzt bei Red Bug Books herausgebracht?

Nach Radio Gaga ist viel passiert. Ich hatte eine Agentur und eine Agentin gefunden und das war wichtig, weil ich einfach nicht mehr so stark mit dem Vermitteln der Manuskripte an einen Verlag zu tun haben wollte. Wir brauchten eine Zeit, bis wir uns aneinander gewöhnt haben, ich musste vor allem meine eigenen Ziele neu formulieren. Erst will man nur ein Buch in der Buchhandlung stehen sehen, wenn das passiert, ist man erstmal ratlos.

Was nun? Und dann war Radio Gaga unverschämt offen, auch was Sex und Drogen angeht und plötzlich war ich verunsichert, da Mails kamen, die das kritisierten. Ich habe es versucht, aber Flying Moon hat darunter gelitten. Ich bin einfach nicht brav. Deshalb habe ich dann beschlossen, dass meine Agentin das Buch nicht um jeden Preis unterbringen soll, sondern ich es lieber wieder zurücknehme. Seltsamerweise habe ich es dann, als ich es wieder ganz in meiner Verantwortung hatte, gleich wieder offener und freizügiger gemacht. In einem Buch für Jugendliche Drogen und Sex zu verschweigen oder nur zu umschreiben, finde ich lebensfremd.

Denkst du an eine Fortsetzung?

Tja, als ich für den Verlag geschrieben habe, dachte ich mir, das entscheidet der Erfolg bzw. der Verlag, denn natürlich habe ich eine Vorstellung davon, wie es weitergeht und könnte das auch schreiben. Aber jetzt ist das anders. Ich würde sagen, jetzt entscheiden die Leser. Das finde ich ziemlich cool.

Was wären dann Themen?

Na, es würde schon weiter um Film gehen. Vielleicht mal ein internationales Set, bei Lasse bietet sich das ja an. Und dann gibt es Gerion, er ist so ein düsterer Charakter, irgendwie faszinierend, mit ihm könnte ich mich auch weiter beschäftigen.

Und was versprichst du dir nun von Flying Moon? Neue Ziele?

Ganz ehrlich: Ich wünsch mir hauptsächlich, dass das Buch den Lesern gefällt. Dass sie es mögen, die Charaktere mögen. Am Ende ist das das Allerwichtigste.

Tja, danke für das Gespräch!

Aber, gerne!

 

Die Fragen stellte Uwe Carow