Making Of – Playing

Playing ist eine New Adult Reihe, die derzeit noch nicht beendet ist. Wie plant man eine solche Serie? Was war am Anfang. Das Wollten wir wissen und haben nachgefragt. Making of – Playing:

Wir haben Katrin gefragt, was sie alles zu  der New Adult Serie inspiriert hat. Genauer gesagt hat sie ihr partner in crime und Redbug-Verleger Uwe interviewt:

Uwe: Okay, ich muss ja nicht so tun, als ob ich dich nicht kenne, daher – ich mochte besonders die Schilderungen aus dem Loft, da wir beide mal zusammen auf 1000 Quadratmetern gewohnt haben. Das Loft der Boyband ist aber schon anders, oder?

Katrin: Wir haben ja nicht nur in einem Loft zusammen gewohnt, sondern in verschiedenen. Mein Gott, mir wird gerade klar, dass ich tatsächlich schon in fünf – oder sechs? – Fabriketagen gewohnt habe. Mal mit drei Leuten, mal mit 40 Leuten. Und inspiriert haben mich alle Wohnsituationen. Die Playing-Etage ist ein Mix aus all den Lofts, in denen ich gewohnt oder gearbeitet habe, hat aber deutlich mehr Luxus als unsere Künstlerlofts ohne Küche und manchmal auch ohne Heizung oder fließendes Wasser. Ja, das hat Spaß gemacht! Damals und heute.

Uwe: Ja, das stimmt. Musik spielt in der Playing-Serie eine große Rolle. Kate kommt aus einer Musikerfamilie, allerdings will sie ja nicht Musikern oder Sängerin sein. Sondern Malerin. Wie kamst du auf diese Idee?

Katrin: Na, bei mir gab es diesen Zwiespalt auch immer. Aber mehr mit Kunst und Schreiben. Ich war ja ein Lesenerd, konnte vor der Schule schon lesen, drei Bücher am Tag und ich habe auch schon früh geschrieben. Also hat Schreiben immer gepasst, aber ich wollte eben Kunst machen. Und habe auch Kunst gemacht. Für mich hieß Kunst=Leben. Etwas erleben. Mich freispielen. Ganz ehrlich – ich verstehe Leute nicht, die mit zwanzig an den Schreibtisch gehen und Bücher schreiben. Mit welchen Erfahrungen? Aber vielleicht knüpfen sie an alte Inkarnationen an. Keine Ahnung. Für mich war das keine Option. Ich wollte erst etwas erleben – dann darüber schreiben.

Uwe: Noch mal zu den Parallelen oder Unterschieden von Kate zu dir. Du hast zwei jüngere Brüder, sie zwei ältere. Warum hast du dich dafür entschieden?

Katrin: Also eigentlich sollte Kate ein Einzelkind sein (lacht). So wie Emmy in Kissing. Ist ja immer leichter, weniger Nebenfiguren und so weiter. Da haben sich aber diese tollen Brüder einfach mal wieder ins Buch geschlichen. Und Kate zu einer Jüngsten in der Familie gemacht. Ich habe ja auch noch eine jüngste Schwester und habe auch eine jüngste Tochter. Und klar – da sehe ich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu ältesten Schwestern. Bei Kate habe ich diese Eigenschaften noch verstärkt durch ihre zeitweilige Abhängigkeit von ihrem ersten Freund. Sie muss sich freimachen von Männner, lernen, selbstbestimmt und selbstbewusst zu leben. Und trotzdem macht sie auch diese chaotische, ungestüme Seite aus, dieses Sichfallenlassen, was ich so nicht kenne, aber an jüngeren Geschwisterkindern oft beobachte und auch irgendwie faszinierend finde.

Zu Kunst und Musik

Uwe: Wie war es über Kunst zu schreiben?

Katrin: Es hat mich an sehr viel von früher erinnert. Ich dachte damals, ich muss vielleicht auf eine Kunstakademie. Was ordentliches lernen. Oder ordentlicher lernen. Aber ich bin eben überhaupt nicht die angepasste Künstlerin, die brav eine Mappe zusammenstellt. Das ging gar nicht. Kunst hieß immer Befreiung. Ich bin mal gespannt, wie meine Protagonistin sich da durchfindet.

Uwe: Du schreibst viele Jugendbücher, die sehr ernste Themen haben: „Lass uns fliegen“, „Radio Gaga“ und auch das Buch, dass 2020 bei Hanser rauskommt ist so ein Buch, mit einem ernsteren Hintergrund. Was fasziniert dich an New Adult?

Katrin: Uhhh – ich liebe New Adult. Ich liebe auch diese zuckersüßen 50er Jahre-Filme mit den starken Protagonistinnen, die einen Job haben und dann irgendwann den Traummann treffen und dann – na ja, dann endet es ja meist. Aber diese Bonbonfröhlichkeit, und diese taffen Frauen, die sich schicke Kleider anziehen und „ihren Mann“ stehen, die fand ich immer schon gut. Denk an die Amazon-Serie: The Marvelous Mrs Maisel – genau mein Ding. Und dann liebe ich gute RomComs. Also Romantic Comedys. Eher als Film, denn als Buch. Die Filme von Nora Ephron: When Harry meets Sally, E-Mail für dich, all das sind hochintelligente Beziehungsfilme. Nora Ephron war eine Feministin!

Bei New Adult kommt dann noch etwas Dunkleres dazu, also auch Probleme und der Sex, den ich nicht gerne überall in einem Buch habe, aber als Teil der Kommunikation//Körperlichkeit zwischen Mann und Frau sehr wichtig finde. Darüber habe ich schon in Radio Gaga offen geschrieben, also Sexszenen, und das will ich weiterhin. Im New Adult-Genre kann ich mein Interesse an Beziehungen von jungen Erwachsenen (älter als Jugendliche) ausdrücken. Liebe, Beziehungen, Macht, Sex. Das ist sehr interessant, wenn man zwischen 20 und 30 ist und New Adult nimmt sich diesen Themen besonders gut an.

Zu New Adult

Uwe: Das Genre wird oft nicht richtig ernst genommen …

Katrin: Genau. So what! Das Genre ist im besten Fall sehr gute Unterhaltung. Dazu muss man stehen, auch als Autorin. Ich finde es seltsam, wenn Autor*innen versuchen, lauter „wichtige“ Themen in New Adult abzuarbeiten und dann mit einer Liebesgeschichte vermixen, die natürlich happy endet und die typische Sexszene hat. Dafür ist das Genre nicht geeignet. Da tut man den Themen und dem Genre keinen Gefallen mit. Wenn man Sick-Lit oder einen dramatischen Liebesroman schreiben will, dann soll man das tun und es nicht als New Adult labeln. Dramatische Geschichten enden eben nicht immer gut. Krankheiten verschwinden nicht einfach. Dazu muss man auch stehen können.

Uwe: Aber dramatische Probleme/Konflikte, das große dunkle Geheimnis – das gehört doch auch zu New Adult.

Katrin: Hm, ja. Es gibt diese Seite bei New Adult, die ich eher schwierig finde. Denn „das dunkle Geheimnis“ wird oft nur dramaturgisch eingesetzt und nicht wirklich bearbeitet. Großes Drama – aber am Ende reicht ein toller Typ, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Diesem Bereich des New Adult fühle ich mich sehr fremd.

Doch es gibt auch gute Beispiele. Emma Scott zeigt das in „Full tilt“ („All In“) ganz großartig. Wie man durch Verlust wachsen kann, durch eine dramatische Erfahrung. Und es ist gut, dass sie das ganze Buch diesem Thema widmet. Es wird nicht am Rande abhandelt. Bestes New Adult.

Uwe: Okay, ich habe was gelernt. Zurück zu Playing. Folgst du im Aufbau „Loving“ und „Kissing“? Also das erste Buch aus einer Perspektive, das zweite aus zweien, das dritte aus dreien?

Katrin: Und das vierte dann – ahhh, warum habe ich ein Viertes geschrieben? (Sie bezieht sich auf „Loving“) Ja, ich liebe Muster und Struktur. Und ich liebe es, den ersten Band ganz bewusst nur der weiblichen Perspektive zu widmen. Ich muss aber zugeben, dass es mich sehr reizt, eine Novella zu schreiben, in der nur mein Playing-Held zur Sprache kommt, denn er hat auch eine Menge zu sagen. Mal sehen. Ich habe sicherheitshalber mal ein Cover entworfen … (lacht)

Uwe: Okay, sehr schön. Yay! Dann freuen wir uns jetzt alle auf Teil eins. Danke, für das Interview!