KATRIN BONGARD
Manhattan Magic
E-Book Seiten ISBN |
3,99 € coming soon 192 978-3-943799-83-5 |
Young Adult /Liebe/Wissen
*New York, New York, ein City-Trip mit Insidertipps*
Ronja kann ihr Glück kaum fassen. Ihr Vater bekommt den Auftrag, einen Reiseführer über New York zu schreiben- und sie darf ihn in die Stadt der Städte begleiten. Dort lernt sie Jonathan kennen, der für Ronja und ihren Vater den Stadtführer spielen soll. Eigentlich sind Jonathan und Ronja nur genervt voneinander, aber je länger sie gemeinsam New York erkunden, desto näher kommen sie sich …
Eine Liebesgeschichte aus zwei Perspektiven. Und eine temporeiche Stadtführung durch New York mit vielen coolen Geheimtipps!
Manhattan Magic
Ronja
»Gehen zwei Journalisten an einer Kneipe vorbei«, sage ich und sehe meinen Vater an. Kein Lachen. Noch nicht mal ein leicht hochgezogener Mundwinkel. Immerhin ein Witz über seine Berufsgruppe, während ihm nur Ostfriesenwitze eingefallen sind.
»Das ist der Witz!«, füge ich hinzu. »Mehr kommt da nicht.«
Er grinst endlich, wenn auch etwas müde und angestrengt. Nach sechs Stunden Flug, diversen ungeordneten Pausen mit Mahlzeiten (kalt, warm und geschmacksfrei), drei Filmen auf dem Minidisplay im Vordersitz und einem Liebesroman, den ich auf meinem Kindle gelesen habe, sind mir die Ideen zur Überbrückung echt ausgegangen.
W i t z e e r z ä h l e n h ä l t e i n e n w e n i g s t e n s w a c h, dachte ich, denn in dem dröhnenden Flugzeug auf einem winzigen Platz ohne Beinfreiheit zu schlafen, habe ich schon längst aufgegeben. Außerdem bin ich viel zu aufgeregt. Noch zwei Stunden, und wir sind da. New York!
»Nächstes Mal erste Klasse«, sage ich. »Hast du gesehen, dass die richtige Kojen haben? Wie viel kosten denn die Tickets?«
»Zu viel. Jedenfalls für meinen Arbeitgeber«, brummt mein Vater und schließt die Augen.
E r k a n n d o c h j e t z t n i c h t s c h l a f e n! G e h t j a w o h l g a r n i c h t.
»Vielleicht wird dein Reiseführer für Jugendliche ja ein Megaerfolg. Ein Bestseller.«
Er seufzt. »Reiseführer werden keine Bestseller. Noch nicht mal Longseller, weil sie irre schnell veralten. Tja, sorry, Ronny.«
Da ist er mal wieder. Der Moment, in dem ich mich frage, warum mein Vater nicht endlich einen Roman schreibt. Ich meine, er hat Literatur studiert. Im Journalismus ist er nur zufällig gelandet. Und ich weiß, dass er schon heimlich damit angefangen hat. Unter seinen Hemden in der Kommode im Schlafzimmer liegen etwa fünfzig Seiten.
Ich habe sie gelesen und geweint, was auch daran lag, dass sie vom Tod meiner Mutter handeln. Ein Unfall. Und obwohl ich schon zehn war, ist die Erinnerung an den Tag sehr verschwommen. Mein Vater meinte, ich hätte mir erst die Ohren und dann die Augen zugehalten, als er mir davon erzählt hat. Okay, wer will hören, dass seine Mutter einfach so, auf dem Nachhauseweg, auf dem Fahrrad, angefahren wird und stirbt? Das kann nur ein Versehen gewesen sein, weshalb ich oft stundenlang Diskussionen mit dem höheren Prinzip führe, was vielleicht dafür verantwortlich sein könnte. Nein, ich sage nicht Gott dazu, denn den kann ich definitiv nicht dafür verantwortlich machen. Gott ist in meinen Augen gnädig und weise. Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass irgendein gestresster und vollkommen verplanter Schutzengel an diesem Tag verschlafen hat. Mächtig verschlafen. Meine Mutter sollte nicht sterben. Punkt. Aber es ändert nichts daran, dass ich seit fünf Jahren ohne sie leben muss. Genau wie mein Vater.
Gleich nach dem Unfall habe ich ihn oft nachts im Schlafzimmer meiner Eltern weinen hören. Ich habe dann in meinem Bett gesessen, in die Dunkelheit gestarrt und mitgeweint. Ich vermisse meine Mutter ständig, obwohl mein Vater ein toller Vater ist und sich sehr bemüht, sie zu ersetzen. In ganz vielen Bereichen klappt das auch, aber eine Mutter ist ja nicht nur eine Mutter, sondern auch eine Frau. Es wäre schön, wenn sie zum Beispiel manchmal da wäre, um mir ein paar Dinge über die Männer zu erklären. Zum Beispiel, warum sie so wenig reden. Wenn ich nichts sagen würde, würden Paps und ich uns die meiste Zeit anschweigen. Schweigend essen, schwei-gend Filme ansehen, schweigend im Auto sitzen. Oder im Flugzeug.
Ich stupse ihn an. »Okay, erzähl mir noch mal, wo wir genau wohnen werden? Also nicht Manhattan?«
Was eine kleine Enttäuschung ist, denn mit New York ist es doch so: Es ist eine riesige Stadt, aber wenn wir New York sagen, meinen wir immer nur diese Zunge, die man auf den Luftaufnahmen sieht, mit den Hochhäusern an der Spitze und dem Central Park am anderen Ende und dazwischen eben – New York. Alles andere mag ja noch zu New York gehören, ist aber eigentlich nicht das, was wir meinen.
»Brooklyn«, sagt Paps, ohne die Augen zu öffnen.
Das meine ich. Ein Wort? Hallo?
Als wir einreisen, scannt man unsere Finger-abdrücke, und es wird ein Foto von uns gemacht. Ich finde, das sieht ganz schön nach Paranoia aus und überhaupt nicht so, als ob wir in das Land der unbegrenzten Freiheit einreisen würden.
»9/11, sie sind einfach vorsichtiger geworden«, sagt mein Vater, der mir erzählt hat, dass er in den 80er-Jahren einfach so in das Land gestolpert ist, ohne diese ganzen Sicherheitschecks. Allerdings hatte er einen Apfel dabei, den er gleich mal wegwerfen konnte, weil man Nahrungsmittel nicht einführen durfte. Schon damals. Also, ich sag mal, da waren die Anfänge der Paranoia schon erkennbar.
Wir gehen zum Taxistand und stellen uns brav hinter all den Leuten an, die in die Stadt wollen.
»Und woher kennst du die Frau noch mal, bei der wir wohnen werden?«
»Von früher. Wir haben mal bei der gleichen Zeitung gearbeitet.«
»Ist sie Single?«
Das ist eine sehr wichtige Frage, die ich immer stelle, wenn mein Vater irgendeine Frau erwähnt. Vielleicht habe ich zu viele Märchen mit Stiefmüttern gelesen, von denen ja nie etwas Gutes gesagt wird, daher will ich möglichst schnell wissen, woran ich bin. Okay, meine Paranoia.
»Geschieden. Mehr weiß ich nicht.«
»Kinder?«
»Ein Sohn in deinem Alter, aber der ist verreist.«
Hm. Jetzt erinnere ich mich, dass ich das alles schon einmal gehört habe, als er mir von seiner Geschäftsreise erzählt hat. Recherche für einen Jugendreiseführer über New York. Aber als er damals New York sagte, habe ich angefangen zu kreischen und die Details dann wohl nicht mehr so genau mitbekommen.
»Seid ihr Freunde?«
Mein Vater reißt unschuldig die Augen auf. Ich kenne den Blick. So eine Mischung aus arglos und gespielt überrascht. »Nein, Ronny. Nur Bekannte.«
Ich beruhige mich wieder. N u r B e k a n n t e a l s o, k e i n e G e f a h r.
Ich sehe aus den Augenwinkeln zu meinem Vater, der gerade sehr müde aussieht, was ihn aber nicht unattraktiv macht, eher verletzlich, und darauf stehen die meisten Frauen. Das weiß ich, da er im letzten Jahr mal eine mit nach Hause gebracht hat, die dauernd davon geredet hat, dass er Erholung brauche (einen Urlaub mit ihr und ohne mich) und mehr Zeit für sich (also eigentlich für sie und ohne mich).
Seine Haare sind länger, er hat einen Dreitagebart, der ihm anscheinend über Nacht gewachsen ist, und sein Parka ist leicht zerknittert. Wenn ich ein wenig die Augen zukneife, sieht er aus wie Rufus Humphrey aus Gossip Girl. Ein ehemaliger Rockstar, der sein Musikerleben aufgegeben hat, um seine Kinder aufzuziehen. Ähnlichkeiten gibt es schon einige. Immerhin hat mein Vater seine feste Journalistenstelle aufgegeben, um sein Kind – also mich – aufzuziehen. Allerdings nein, ich sehe nicht wie Rufus’ Tochter Jenny Humphrey aus, ganz und gar nicht. Ich bin kein superdünnes Modepüppchen mit superblonden Haaren, sondern eher die weibliche Variante ihres Bruders Dan Humphrey. Braune, halblange Haare, eher groß, und was den Kleidungsstil angeht – Jeans und T-Shirt und mein geliebter Hoodie, der so etwas wie ein Rückzugsort für mich ist. Wenn ich mich einsam fühle oder überfordert bin, setze ich einfach meine Kapuze auf, und alle lassen mich in Ruhe. Make-up? Nope. Obwohl ich in letzter Zeit ein wenig mit Wimperntusche und Lipgloss herumexperimentiere, die Geschmacksrichtungen Kirsche und Himbeere toll finde und gerne ablutsche, aber nicht weiß, was genau das für die Lippen bringen soll.
Ich stehe weniger auf M a k e - u p und Mode und eher auf Bücher und Sport. Und – Filme. Am liebsten sehe ich Serien. Mein ganzes Wissen über New York stammt aus Serien: Gossip Girl, Sex and the City, New Girl, Two Broke Girls. Die sehe ich fast immer mit Sonja zusammen, die schon eher wie Jenny Humphrey aussieht, auch wenn sie nicht ganz so dünn ist. Als beste Freundin und Expertin in allen Mode- und Make-up-Fragen hat sie mir kurz vor meiner Abfahrt noch den Ombré-Look verpasst. Der letzte Schrei, meinte Sonja, und den habe ich dann auch von mir gegeben, als ich mich im Spiegel angesehen habe. Es sieht aus, als hätte man sich seine dunklen Haare blond gefärbt, wäre dann in einen fünfjährigen Schlaf gefallen und aufgewacht, um festzustellen, dass die blonden Haare bis zu den Ohren herausgewachsen sind. Ich hatte mir das eleganter vorgestellt. Ombré hört sich für mich mehr nach etwas sehr Subtilem an, aber nein, das ist es nicht. Eher auffällig.
»Was hast du mit deinen Haaren gemacht?« war der Kommentar meines Vaters. Ich hoffe, das fragen sich nicht auch alle anderen.
Wir sind am Anfang der Warteschlange angekommen, und einer der Taxiverteiler, die Dispatcher heißen, was sich natürlich superviel cooler anhört, fragt, wohin wir wollen.
»Brooklyn«, sagt mein Vater, und ich finde, das klingt schon wieder viel uncooler als Manhattan. Aber nun gut, also Brooklyn. Immerhin wohnen die Humphreys auch dort.
Jonathan
E s i s t a u s. Ich sage mir das ganz nüchtern, obwohl in mir ein schrecklicher Kampf tobt und es nicht sicher ist, ob meine physische Existenz das überleben wird. E i n w e n i g A b s t a n d, hat Cheyenne gesagt, aber jetzt sitzt sie auf dem Schoß von einem Typen, der bestimmt schon achtzehn ist und sofort mit ihr Sex haben will. Ich sehe das an seinen gierigen Blicken und seinen Grapschehänden, die er um ihre Hüften gelegt hat. Das ist doch kein Abstand! Aber schon klar, sie meinte Abstand von mir, von dem Typen, dem Spinner, dem Deutschen. Der Typ, der ihr die Welt zu Füßen gelegt hätte. Nur mal so.
Ich stehe auf und strecke mich. L ä s s i g, J o n a, n u r n i c h t s a n m e r k e n l a s s e n.
Das besonders Grausame ist, dass sie nicht warten konnte, bis wir dieses Sommercamp beendet haben, an dem ich nie teilgenommen hätte, wenn sie mich nicht dazu überredet hätte. Jetzt muss ich hier noch fast eine Woche bleiben und ihr dabei zusehen, wie sie mein Herz in kleine Stücke zerhackt.
»Hey, Jona, care for a drink?«
Alex. Ein Typ, der irgendwo Alkohol versteckt hat und damit hier so gute Geschäfte macht, dass er sich wahrscheinlich nach den Ferien ein Haus von den Einkünften kaufen kann. Ich mag ihn nicht besonders. Irgendwann wird er mit seiner Geschäftstüchtigkeit vielleicht einen Großkonzern leiten, aber wie er da hinkommt, möchte ich lieber nicht wissen. Im Camp ist Alkohol streng verboten. Und zwar so streng verboten, dass man Camp-Arrest bekommt, wenn man auch nur mit einem Bier erwischt wird, und sofort zurückfahren muss, wenn sie merken, dass man betrunken ist.
M o m e n t m a l.
»Yeah!«
Alex ist natürlich begeistert. Ein Kunde! Ich folge ihm aus der Gemeinschaftshütte nach draußen zu seinem Zelt, wo er eine kleine Schaufel holt. Er winkt mir konspirativ zu. Hat er den Alk etwa vergraben?
Wir gehen ein Stück in den Wald, der unser Zeltlager umschließt. Es dämmert, aber man kann noch gut sehen. Alex schaut sich kurz um und winkt mich dann hinter einen der Bäume. Tatsache: vergraben.
Er hebt eine Moosmatte hoch und stochert mit seiner Kinderschippe in der Erde herum, bis eine Ansammlung von Minifläschchen zum Vorschein kommt.
»How many?«, fragt er und blinzelt zu mir hoch.
»How much?«, frage ich kühl, als ob ich wirklich verhandeln würde, dabei bin ich gerade bereit, jeden Preis für den Fusel zu zahlen. Diese Fläschchen sind immerhin mein Rückfahrticket.
Wir verhandeln ein wenig hin und her, und schließlich kaufe ich alle sechs kleinen Glas-fläschchen ohne Etikett, die mit klarer, bernstein-farbener Flüssigkeit gefüllt sind. Schnaps und Whisky, erläutert Alex.
W e r’ s g l a u b t, w i r d s e l i g.
Ich schraube die erste Flasche mit »Schnaps« auf und rieche daran. Vermutlich verdünnt. Ich kippe alles hinunter, es brennt höllisch in meinem Rachen, aber auf jeden Fall weniger als der Schmerz in meinem Brustkorb. Dann nehme ich die zweite Flasche. Alex schaut mir befriedigt zu, ich bin der ideale Kunde. Wir lachen, machen etwas Small Talk, dabei geht es nur darum, dass ich so viele Fläschchen wie nötig so schnell wie möglich hinunterschütte. Ohne zu kotzen. Er will zurück, ich soll mir noch was aufheben, aber ich muss die Sache gleich hier, im Wald, durchziehen, sonst hindert mich noch jemand daran. Ich kippe Fläschchen drei und vier. Braun, weiß, immer abwechselnd. Wir lachen wieder, aber diesmal kommt es mir so vor, als ob Alex nicht mehr ganz so entspannt ist.
»What?«, sage ich lauter, als ich es eigentlich möchte.
Er schaut sich beunruhigt um.
M e i n e G ü t e, w a s h a t e r d e n n? Ich habe ihm alle seine Fläschchen abgekauft. A l t e r, F r e u d e!
Er schlägt vor, dass wir zurückgehen. Er will zurückgehen.
I c h n i c h t. H e y, i c h b i n s e i n b e s t e r K u n d e!
Als ich das nächste Fläschchen kippe und nichts spüre, außer, dass meine Zunge etwas gefühllos ist, mache ich mir Sorgen, dass der Stoff nicht reichen könnte.
»A-wanna-more«, sage ich und wundere mich, warum meine Zunge die Worte nicht mehr anständig voneinander trennen kann. Für dieses Gebrabbel habe ich fünfzehn Jahre sprechen gelernt?
»MORRRRE!«
Jetzt ist Alex richtig beunruhigt. Ich sehe es und spüre es, denn er legt mir seine Hand auf den Mund, was ich nicht sehr witzig finde und sie deshalb sofort wieder wegreiße.
»MORRRRRE!«
Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist ein Finger, der in meinem Mundraum herumwühlt und mich offenbar zum Kotzen bringen soll. Ich muss schon sagen, da kennt sich jemand wirklich gut aus, denn das klappt sofort. Und während ich mir die Seele aus dem Leib reihere, nehme ich sehr verschwommen nicht nur Alex, sondern auch noch zwei Betreuer neben mir wahr. B e s t e n s.
Eine halbe Stunde später bin ich mit Kaffee und kaltem Wasser offenbar vernehmungsfähig und gebe natürlich sofort alles zu, worauf man mir mit allergrößtem Bedauern mitteilt, dass man jetzt meine Mutter anrufen wird, damit sie mich abholt.
Y e s!
Ich habe nicht den Eindruck, dass ich nüchtern bin, denn irgendwie sehe ich alles doppelt, aber ich verstehe, worum es geht.
»Sure«, sage ich, senke gespielt reumütig den Kopf.
Dann wählen sie Taylors Nummer. Denn die Sache ist die: Ich gebe immer Taylors Nummer an, wenn sie nach der Nummer meiner Eltern fragen. In der Schule sind sie mittlerweile davon überzeugt, dass Taylor mein Halb- oder Stiefbruder ist, so oft hat er mich schon abgeholt. Er ist vermutlich auch der Einzige, der Lust hat, sich um zehn Uhr abends in sein Auto zu schwingen und zwei Stunden zu fahren, um mich abzuholen. Na gut, dafür werde ich ihm wohl einige Stunden in der Autowerkstatt helfen müssen, aber das ist es komplett wert.
In der Wartezeit packe ich meine Sachen zusammen. Und obwohl mein Zelt sehr weit weg von Cheyennes Zelt steht, hat sie von meinem Camp-Verweis Wind bekommen, kommt rüber zu mir und stellt mich zur Rede.
»Wieso fährst du denn schon?«, fragt sie, als hätte sich nicht längst rumgesprochen, dass ich mich betrunken habe. »Es ist doch nicht wegen mir?«
S e h r w i t z i g. N e i n, w i e k o m m s t d u d a r a u f? I c h h a t t e e i n f a c h e t w a s S p a ß m i t A l e x!
Ich rede totales Kauderwelsch, da mir meine Zunge noch nicht gehorcht, aber sie bleibt hartnäckig. So ist Cheyenne.
Sie stemmt ihre Hände in die Seiten: »Seit wann hängst du mit Alex ab?«
Darauf möchte ich gerne fragen, seit wann sie mit älteren Jungs abhängt, die weniger Gehirn als Muskelmasse haben.
»Seiddu mit Rambo abhängscht.«
V e r d a m m t!
Während ich meinen Schlafsack in seine Hülle packe und mir dabei zwei Kondome entgegenfliegen, die ich sicherheitshalber eingesteckt habe, obwohl in diesem Camp natürlich nicht nur Alkohol, sondern noch viel mehr Sex verboten ist, ich mich also vor Cheyenne komplett zum Idioten mache, wünsche ich mir gleichzeitig, dass sie irgendetwas sagt, was diesen ganzen Stress zwischen uns auflöst. Verrückt! Denn ich würde ihr – zwar nicht sofort, aber doch nach einer angemessenen Wartezeit – vergeben. In etwa fünf Sekunden. Nur legt sie darauf offenbar gar keinen Wert.
»Jona?!«
Einer der Chaperones winkt mich zu sich. Ich werfe meine restlichen Sachen schnell in einen Seesack und schleife ihn hinter mir her. Zweites Verhör, schon klar.
W o k o m m t d e r A l k o h o l h e r? W e r h a t i h n d i r g e g e b e n?
Y a d a, y a d a, y a d a.
Aber egal, wie wenig ich Alex leiden kann, ich schweige wie ein Indianer. Wie ein betrunkener Indianer, der gar nicht mehr weiß, was Wahrheit überhaupt ist, und dem man im Übrigen die Zunge herausgetrennt hat. Der vergessen hat, wo sein Zelt steht und wer seine Indianer-Squaw ist, und ich sage das mit voller Absicht, weil mir Cheyenne erklärt hat, dass Squaw so ein typisches Wort der Weißen ist, das sie bei den Indianern falsch aufgeschnappt haben und jetzt für Indianerfrauen verwenden, obwohl es eigentlich Hure heißt oder so ähnlich, so genau kann ich darüber gerade nicht nachdenken.
Ich lasse meinen Kopf nach hinten sinken und stöhne und sage nichts. Doch bevor sie mich an den Marterpfahl fesseln können, falle ich in Ohnmacht oder schlafe ein, und als ich aufwache, ist zum Glück Taylor in seinem Pick-up da und erlöst mich. Erst mal jedenfalls.
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Presse / Rezensionen
„Temporeich wird das Lesevergnügen auch durch die abwechselnde Erzählweise, denn man bekommt die Geschichte sowohl aus der Sicht von Ronja als auch Jonathan erzählt. Zum Ende der Geschichte möchte ich natürlich noch nicht allzu viel verraten, nur soviel – es wäre noch Raum für eine Fortsetzung, was sicherlich die meisten Leser freuen würde.“ (Elsas Bookinette auf Was liest du?)
„Und ich muss ja gestehen – beim Lesen packte mich doch ein wenig die Reiselust!
Ich war zwar vor etlichen Jahren schon einmal in New York, aber irgendwie klingt Ronjas New York viel spannender als das, das ich damals erlebte, ich glaube, irgendwann muss ich da unbedingt noch einmal hin! Sehr berührend fand ich auch die Auseinandersetzung mit 9/11. Wie immer nimmt die Autorin sich hier eines schwierigen Themas auf sensible und überzeugende Art an und lässt einen als Leser an den Gefühlen und Erlebnissen der Protagonisten intensiv teilhaben.“ (Irina Wolpers. Cupofteaandbook.
„Erzählerisch kann der Autorin so schnell keiner etwas vormachen. Ihre bildhafte, witzige und gut verständliche Sprache machen das Lesen leicht. Darüber hinaus bindet sie gekonnt den ein oder anderen englischen Satz mit ein, was ich in Bezug auf den Handlungsort als sehr passend empfunden habe. Am meisten hat mir allerdings der Wechsel innerhalb der Erzählperspektive gefallen. Abwechselnd kommen Ronja und Jona zu Wort, was den Leser noch mehr ins Innere der Protagonisten schauen lässt.“ (seschat auf Was liest du?)
„Katrin Bongard, die selbst einige Jahre in new York gelebt hat, fängt den Flair dieser aufregenden Stadt originell ein.“ (25.6.2016 Oberhessische Presse)
„Eine Liebesgeschichte gemischt mit einer Stadtführung in New York, die auch noch Geheimtipps enthält. Sehr gut gefällt mir, dass der Leser nebenbei auch noch Englisch lernt. Einfache Dialoge zwischen Jonathan und Ronja sind in Englisch Deutsch geschrieben.“ (17.1.2016 Forum Lesen Nord im BLLV Mittelfranken)